Wie Kam ich Darauf?

Ich habe mich dazu entschieden nach meinem Abitur ein FSJ (freiwilliges soziales Jahr) im Ausland zu machen. Der erste Gedanke war, ein Jahr ins Ausland zu gehen, um sich weiter zu entwickeln und Erfahrungen zu sammeln, da nach dem Abi die beste Gelegenheit dazu ist. Mein Ziel war noch nicht bekannt. Durch meinen Spanisch-Lehrer bin ich auf die Organisation evivo.org gestoßen. Es war schnell klar, dass ich nach Ecuador gehen möchte, nachdem die Einsatzstellen und die zu verrichtende Tätigkeit vorgestellt wurden. Ich bin eher der schüchterne Typ Mensch und deshalb wollte ich in kein Einsatzland, in dem die Aufgabe war, Kinder zu unterrichten. Also fiel die Wahl auf Ecuador. Jetzt bin ich schon ganz aufgeregt und freue mich auf das Land und meine Einsatzstelle. Ich werde in der sozialen Einrichtung Hogar de Cristo arbeiten, so viel ist schon mal sicher. Ich halte euch auf dem Laufenden. Liebe Grüße Larissa🌸

 

Letzte Vorbereitungen

Nachdem ich heute meine mündliche Prüfung absolviert habe und es jetzt nur noch knapp 3 Wochen bis zur Abreise sind kann ich mich voll und ganz auf die restlichen Vorbereitungen konzentrieren. Ich muss nur noch einmal zum Impfen und muss auf mein Visum warten, dann kann ich mir schon die Koffer schnappen und es kann losgehen. 🙏

 

Ausflug in eine andere welt - Der Regenwald

Den Rat, den viele Leute uns hier gegeben haben, nämlich jeden Feiertag für eine Reise zu nutzen, haben wir uns auch an diesem 4-tägigen Wochenende wieder zu Herzen genommen. So kam es, dass ich mit drei meiner Mitbewohner vom 01.-04.11. das Leben im Regenwald kennengelernt habe.

Am Abend des 31. Oktober sind wir um 22.30 Uhr mit dem Bus los nach Puyo gefahren. Am nächsten Morgen um ca. 6 Uhr kamen wir dann mehr oder weniger ausgeschlafen im Busterminal an. Puyo liegt noch nicht im Regenwald, sondern am Rand des Regenwaldes, das heißt wir mussten von dort aus nochmal einen Bus nehmen, um in ein kleines Dorf in der "Selva", wie sie hier sagen, zu gelangen. Bevor wir diesen Bus nehmen konnten, der erst um 12 Uhr abfährt, haben wir uns ein Restaurant zum frühstücken gesucht, in dem wir dann auch noch eine ganze Weile Karten gespielt haben. Als der Regen, wegen dem wir uns dazu entschlossen haben, im Restaurant Karten zu spielen, etwas nachgelassen hatte, machten wir uns auf den weg, um ein Mittagessen zu suchen und uns die Stadt ein bisschen anzuschauen. Puyo ist keine besonders attraktive Stadt, sondern eher eine touristische "Transit-Stadt", deshalb gibt es hier auch nicht besonders viele Orte, die man besichtigen kann. Wir haben uns lediglich eine Kirche von außen angeschaut.

Um 12 Uhr, nahmen wir dann wie gesagt den Bus in ein kleines Dorf im Regenwald, das Puerto Santa Ana heißt. Auf dieses Dorf ist Jordí, einer meiner Mitbewohner, gestoßen. Eine Freundin von ihm, aus Barcelona, hat hier vor einigen Jahren bei einer indigenen Familie für einen Monat gelebt und gearbeitet. Der Vater der indigenen Familie heißt David Moya und seine Schwester haben wir im Bus nach Puerto Santa Ana getroffen, so kam es, dass sie uns auch gleich zu dem Haus ihres Bruders geführt hat.

Dort angekommen, hat er uns erst einmal in Empfang genommen und uns anschließend einen groben Überblick über den Ablauf der vier Tage und den Preis genannt. Pro Tag hat uns das Leben im Regenwald 25$ gekostet, Essen, Trinken, Unterkunft und alle Aktivitäten mit inbegriffen.

Für Donnerstag stand dann nur noch auf dem Plan, das Haus und die medizinischen Wirkungen einiger Bäume kennenzulernen. Nachdem wir unsere Zimmer, die den Kindern der Familie gehörten, bezogen hatten, gingen wir los und David zeigte uns, was alles zu seinem Besitz gehört, darunter war ein Teich, in dem Fische leben, nochmal ein kleines Haus und eine kleine Kapelle aus Bambus, in der ab und zu Zeremonien abgehalten werden. Auf dem Weg in den unbewohnten Teil des Regenwaldes, überquerten wir einen kleinen Fluss, in dem die Familie sich immer wäscht, weil sie kein fließend Wasser und deshalb auch keine Dusche haben. David zeigte uns dann einen Baum, der den Namen "Sangre del Diabolo", auf deutsch "Blut des Teufels", trägt. Wenn man die Rinde des Baums etwas anschneidet, tritt etwas aus, das ausseht, wie Blut. Wenn man sich dieses "Blut" dann auf der Haut verreibt, wird es nach ein paar Sekunden zu einer Weißen Creme, von der auf der Haut dann nur noch ein leicht rosa schimmernder Rückstand bleibt. Dieser Baum kommt häufig zum Einsatz, wenn schwangere Frauen Probleme mit der Haut bzw. Pikmentflecken im Gesicht bekommen, was bei indigenen Frauen häufig vorkommen soll. Auch von einem anderen Baum mit heilenden Kräften durften wir kosten, von diesem Baum wird etwas von dem feuchten Holz im Inneren abgekratzt, mit Wasser vermischt und dann soll es die Nase hochgezogen werden. Von diesem Baum wird Gebrauch gemacht, wenn Menschen Probleme mit Schnupfen oder Nebenhöhlenerkrankungen haben. Nichts ahnend haben wir davon probiert und, weil David es uns vorgemacht hat und nicht großartig das Gesicht verzogen hat oder eine beunruhigende Reaktion gezeigt hat, haben wir nicht gezögert. Ich habe als zweite probiert und stand dann also dementsprechend unter Beobachtung, nachdem ich die Mischung dann also die Nase hochgezogen hatte, liefen mir sofort Tränen in die Augen, meine Nase hat gebrannt und mein Ohr und mein Gehirn taten weh. Die Wirkungen dieses Baumes sind wirklich unbeschreiblich. Die einzige positive Wirkung war, dass wir in der folgenden Nacht schlafen konnten, wie Babys. Bei den Anderen hat das Gemisch dazu geführt, dass sie gefühlt 100 mal niesen mussten und einen Nies-Wettbewerb veranstaltet haben. Nach dem Abendessen bekamen wir von Davids Kindern dann nur noch Tattoos, mit einer Farbe aus einer Pflanze, die im Regenwald wächst, gemacht bekommen und sind dann um ca. 21 Uhr schlafen gegangen.

Am nächsten Morgen begann der Tag für uns um ca. 8 Uhr. Wir bekamen ein Frühstück, das aus einer Früchteschüssel mit Papaya, Äpfeln und Bananen, Bollos aus Mais und Kaffee bestand. Danach hatten wir die Möglichkeit unsere Zähne zu putzen und unser Gesicht zu waschen Das Wasser bekamen wir aus einem Kübel, da die Familie ja wie gesagt kein fließendes Wasser hat. Nach einer kleinen Erholungspause und einem Tee wurden wir in Gruppen aufgeteilt bzw. nach Geschlechtern getrennt. Die Frauen-Gruppe durfte mit der Frau von David, Karmen, Schüsseln aus Ton, die Karmen selbst herstellt, bemalen. Dazu benutzten wir Farben, die aus Steinen hergestellt werden. Die Steine gibt es allerdings nicht in der Selva, sondern werden von Karmen in Peru gekauft. Zur Verfügung standen Schwarz, Rot und Weiß. Wir trugen die Farben mit Pinseln auf, die Karmen selbst aus den Haaren ihrer Tochter herstellt. Sie erklärte uns, dass es für die Pinsel wichtig sei, dass die Haare eine glatte Struktur haben bzw. sich nicht wellen, wenn sie nass werden. Bevor wir anfingen zeigte Karmen uns einige ihrer Werke, damit wir uns etwas Inspiration holen konnten. Nachdem wir dann nach ca. einer Stunde unsere Schüsseln fertig gestaltet hatten, zeigte Karmen uns eine Technik, mit der die indigenen Frauen Armbänder flechten. Jule und ich durften uns dann auch so ein Armband selbst machen. In das Armband haben wir Perlen, die aus Samen einer Pflanze, die Karen und ihre Familie anbauen, hergestellt werden, eingeflochten. Die Samen sind rot und haben meistens einen schwarzen Punkt in der Mitte.

Während wir also in die indigene Kunst eingeführt wurden, erkundeten die Männer mit David den Regenwald. Wie sie später berichteten, liefen sie ca. 1,5 Stunden durch den Regenwald und konnten dabei sogar 3 wildlebende Affen sehen.

Nachdem auch die Männer wieder von ihrer Tour zurück kamen, gingen wir mit dem ältesten Sohn von David zu dem Fisch-Teich, um für unser Mittagessen zu sorgen. Für mich war es sehr interessant, weil ich zuvor noch nie live beim Angeln dabei war, und der Sohn von David nur mit einem Faden und einem Hacken geangelt hat. Nach ca. 30 min hatte Charip schon 5 Fische gefangen. Jule und ich gingen dann zurück zum Haus, um uns dort eine kleine Pause zu gönnen. Pünktlich zum Mittagessen wurden wir dann geweckt. Wir bekamen jeder einen Fisch, den Charip am Vormittag geangelt hat, das "Herz" einer Palme, das einfach sozusagen essbares "Holz" ist und dazu Papaya. Die Fische waren in ein spezielles Blatt einer Pflanze eingepackt und wurden in diesem Blatt im Feuer zubereitet.

Nach einer kleinen Verdauungspause gingen wir in die Gemeinde, um dort die Umgebung ein bisschen kennenzulernen, Jule blieb jedoch im Haus, da sie sich nicht so gut fühlte. David führte uns zu einer Schule, bei deren Erweiterung er mithilft und erklärte uns, dass diese Schule zwar einen Computerraum habe, in dem es jedoch keine Computer gebe, weil hierzu das Geld fehlt. In der Nähe der Schule gibt es einen Aussichtpunkt, von dem aus man einen unglaublichen Ausblick über den Fluss, der durch das Dorf fließt, bekommt. Auf dem Weg zurück, kreuzte eine Ameisenstraße unseren Weg. Die Ameisen waren gerade damit beschäftigt, Blätter von einer Pflanze zu entfernen und zu dem Bau ihrer Königin zu befördern. David erklärte uns, dass die Ameisenkönigin diese Blätter als Nahrung nutzt, sie jedoch nach einer gewissen Zeit von ihren Untertanen selbst als Nahrung benutzt wird, warum habe ich nicht genau verstanden. Am Abend führte David bei Jule eine "Reinigungs-Zeremonie" durch, weil sie vom Regenwald nicht angenommen sei und ihr deshalb schlecht sei. Die Zeremonie hat bei Jule bewirkt, dass sie sich übergeben musste, aber jetzt sei sie vom Regenwald angenommen, so David. Sie solle sich aber am nächsten Morgen, gleich wenn sie aufsteht im Fluss baden gehen, um vollständig akzeptiert zu sein. So machte sie es dann auch und auch der Rest von uns ging sich im Fluss baden. Dazu liefen wir am Nachmittag mit Davids Sohn zu einem großen Flussbecken, in dem es unter anderem auch Krebse gab. Auf dem Rückweg hat uns dann ein heftiger Regenschauer erwischt. Nachdem wir uns im Haus angekommen getrocknet und ausgeruht haben, gab es am Abend im Dorf eine Party. Jule und ich blieben nicht lang, weil wir mit David ausgemacht haben am nächsten Morgen um 4 Uhr Guayusa zu trinken. Das ist eine Art Tee der Ureinwohner, der Krebs vorbeugen soll, die Zähne erhalten soll und den Körper von Parasiten reinigen soll. David erzählte uns, er trinke das jeden Morgen um 4 Uhr und so weckte er uns dann um 4.30 Uhr mit einem bestimmten Weckruf. Die "Zeremonie" funktioniert folgendermaßen, man muss so viel von dem Tee trinken, bis der Magen voll ist, danach trinkt man einen Schluck kaltes Wasser, der soll dafür sorgen, dass ein Würgereiz entsteht, der die Parasiten aus dem Körper fördert. Nachdem man den Tee und das Wasser also getrunken hat, verlassen die Parasiten innerhalb der nächsten halben Stunde den Körper. Die Parasiten verlassen den Körper entweder durch Urin bzw. Kot oder eben durch Erbrochenes. Nach diesem aufregenden Start in den Tag ließen wir den Rest des Tages dann noch im Kreise von Davids Familie ausklingen und fuhren dann abends mit dem Bus zurück nach Guayaquil.

 

Das musste ich vorbereiten...

Vor einer so langen Reise gibt es mehr Dinge vorzubereiten als man denkt, zum Beispiel

🌸Impfberatung + Impfungen 

🌸Visum
     🌺 Reisepass
     🌺 Passbilder
     🌺 Führungszeugnis + Übersetzung 

🌸Vorbereitungsseminar

🌸Sprachkenntnisse auffrischen

🌸Kreditkarte beantragen (damit man dort auch Geld abheben kann)