About

Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Larissa, bin 19 Jahre alt und komme aus der Nähe von Calw. Ich habe zwei Geschwister Vivien 21 Jahre und Nico 16 Jahre. Außerdem habe ich einen Freund Michael 22 Jahre.

Meine Leidenschaft ist zu reisen und so kam es auch, dass ich dieses Jahr ein FSJ in Ecuador beginnen werde.

Ich habe dieses Jahr mein Abitur an einem beruflichen Gymnasium der Berufsschule in Calw mit dem Schwerpunkt Wirtschaft gemacht. Nach meinem FSJ habe ich vor International Management Double Degree zu studieren. Das Studium beinhaltet 4 Auslandssemester in Mexico oder Spanien. Ich bin gespannt ob ich nach meinem FSJ immer noch die selbe Richtung einschlagen will.

Von Natur aus bin ich eher ein ruhiger und zurückhaltender Mensch, deshalb bin ich besonders darauf gespannt, wie sich meine Persönlichkeit im kommenden Jahr verändern bzw. weiterentwickeln wird.Falls ihr noch Fragen habt könnt ihr mich hier erreichen. Liebe Grüße Larissa

 

Ausflug in eine andere welt - Der Regenwald

Den Rat, den viele Leute uns hier gegeben haben, nämlich jeden Feiertag für eine Reise zu nutzen, haben wir uns auch an diesem 4-tägigen Wochenende wieder zu Herzen genommen. So kam es, dass ich mit drei meiner Mitbewohner vom 01.-04.11. das Leben im Regenwald kennengelernt habe.

Am Abend des 31. Oktober sind wir um 22.30 Uhr mit dem Bus los nach Puyo gefahren. Am nächsten Morgen um ca. 6 Uhr kamen wir dann mehr oder weniger ausgeschlafen im Busterminal an. Puyo liegt noch nicht im Regenwald, sondern am Rand des Regenwaldes, das heißt wir mussten von dort aus nochmal einen Bus nehmen, um in ein kleines Dorf in der "Selva", wie sie hier sagen, zu gelangen. Bevor wir diesen Bus nehmen konnten, der erst um 12 Uhr abfährt, haben wir uns ein Restaurant zum frühstücken gesucht, in dem wir dann auch noch eine ganze Weile Karten gespielt haben. Als der Regen, wegen dem wir uns dazu entschlossen haben, im Restaurant Karten zu spielen, etwas nachgelassen hatte, machten wir uns auf den weg, um ein Mittagessen zu suchen und uns die Stadt ein bisschen anzuschauen. Puyo ist keine besonders attraktive Stadt, sondern eher eine touristische "Transit-Stadt", deshalb gibt es hier auch nicht besonders viele Orte, die man besichtigen kann. Wir haben uns lediglich eine Kirche von außen angeschaut.

Um 12 Uhr, nahmen wir dann wie gesagt den Bus in ein kleines Dorf im Regenwald, das Puerto Santa Ana heißt. Auf dieses Dorf ist Jordí, einer meiner Mitbewohner, gestoßen. Eine Freundin von ihm, aus Barcelona, hat hier vor einigen Jahren bei einer indigenen Familie für einen Monat gelebt und gearbeitet. Der Vater der indigenen Familie heißt David Moya und seine Schwester haben wir im Bus nach Puerto Santa Ana getroffen, so kam es, dass sie uns auch gleich zu dem Haus ihres Bruders geführt hat.

Dort angekommen, hat er uns erst einmal in Empfang genommen und uns anschließend einen groben Überblick über den Ablauf der vier Tage und den Preis genannt. Pro Tag hat uns das Leben im Regenwald 25$ gekostet, Essen, Trinken, Unterkunft und alle Aktivitäten mit inbegriffen.

Für Donnerstag stand dann nur noch auf dem Plan, das Haus und die medizinischen Wirkungen einiger Bäume kennenzulernen. Nachdem wir unsere Zimmer, die den Kindern der Familie gehörten, bezogen hatten, gingen wir los und David zeigte uns, was alles zu seinem Besitz gehört, darunter war ein Teich, in dem Fische leben, nochmal ein kleines Haus und eine kleine Kapelle aus Bambus, in der ab und zu Zeremonien abgehalten werden. Auf dem Weg in den unbewohnten Teil des Regenwaldes, überquerten wir einen kleinen Fluss, in dem die Familie sich immer wäscht, weil sie kein fließend Wasser und deshalb auch keine Dusche haben. David zeigte uns dann einen Baum, der den Namen "Sangre del Diabolo", auf deutsch "Blut des Teufels", trägt. Wenn man die Rinde des Baums etwas anschneidet, tritt etwas aus, das ausseht, wie Blut. Wenn man sich dieses "Blut" dann auf der Haut verreibt, wird es nach ein paar Sekunden zu einer Weißen Creme, von der auf der Haut dann nur noch ein leicht rosa schimmernder Rückstand bleibt. Dieser Baum kommt häufig zum Einsatz, wenn schwangere Frauen Probleme mit der Haut bzw. Pikmentflecken im Gesicht bekommen, was bei indigenen Frauen häufig vorkommen soll. Auch von einem anderen Baum mit heilenden Kräften durften wir kosten, von diesem Baum wird etwas von dem feuchten Holz im Inneren abgekratzt, mit Wasser vermischt und dann soll es die Nase hochgezogen werden. Von diesem Baum wird Gebrauch gemacht, wenn Menschen Probleme mit Schnupfen oder Nebenhöhlenerkrankungen haben. Nichts ahnend haben wir davon probiert und, weil David es uns vorgemacht hat und nicht großartig das Gesicht verzogen hat oder eine beunruhigende Reaktion gezeigt hat, haben wir nicht gezögert. Ich habe als zweite probiert und stand dann also dementsprechend unter Beobachtung, nachdem ich die Mischung dann also die Nase hochgezogen hatte, liefen mir sofort Tränen in die Augen, meine Nase hat gebrannt und mein Ohr und mein Gehirn taten weh. Die Wirkungen dieses Baumes sind wirklich unbeschreiblich. Die einzige positive Wirkung war, dass wir in der folgenden Nacht schlafen konnten, wie Babys. Bei den Anderen hat das Gemisch dazu geführt, dass sie gefühlt 100 mal niesen mussten und einen Nies-Wettbewerb veranstaltet haben. Nach dem Abendessen bekamen wir von Davids Kindern dann nur noch Tattoos, mit einer Farbe aus einer Pflanze, die im Regenwald wächst, gemacht bekommen und sind dann um ca. 21 Uhr schlafen gegangen.

Am nächsten Morgen begann der Tag für uns um ca. 8 Uhr. Wir bekamen ein Frühstück, das aus einer Früchteschüssel mit Papaya, Äpfeln und Bananen, Bollos aus Mais und Kaffee bestand. Danach hatten wir die Möglichkeit unsere Zähne zu putzen und unser Gesicht zu waschen Das Wasser bekamen wir aus einem Kübel, da die Familie ja wie gesagt kein fließendes Wasser hat. Nach einer kleinen Erholungspause und einem Tee wurden wir in Gruppen aufgeteilt bzw. nach Geschlechtern getrennt. Die Frauen-Gruppe durfte mit der Frau von David, Karmen, Schüsseln aus Ton, die Karmen selbst herstellt, bemalen. Dazu benutzten wir Farben, die aus Steinen hergestellt werden. Die Steine gibt es allerdings nicht in der Selva, sondern werden von Karmen in Peru gekauft. Zur Verfügung standen Schwarz, Rot und Weiß. Wir trugen die Farben mit Pinseln auf, die Karmen selbst aus den Haaren ihrer Tochter herstellt. Sie erklärte uns, dass es für die Pinsel wichtig sei, dass die Haare eine glatte Struktur haben bzw. sich nicht wellen, wenn sie nass werden. Bevor wir anfingen zeigte Karmen uns einige ihrer Werke, damit wir uns etwas Inspiration holen konnten. Nachdem wir dann nach ca. einer Stunde unsere Schüsseln fertig gestaltet hatten, zeigte Karmen uns eine Technik, mit der die indigenen Frauen Armbänder flechten. Jule und ich durften uns dann auch so ein Armband selbst machen. In das Armband haben wir Perlen, die aus Samen einer Pflanze, die Karen und ihre Familie anbauen, hergestellt werden, eingeflochten. Die Samen sind rot und haben meistens einen schwarzen Punkt in der Mitte.

Während wir also in die indigene Kunst eingeführt wurden, erkundeten die Männer mit David den Regenwald. Wie sie später berichteten, liefen sie ca. 1,5 Stunden durch den Regenwald und konnten dabei sogar 3 wildlebende Affen sehen.

Nachdem auch die Männer wieder von ihrer Tour zurück kamen, gingen wir mit dem ältesten Sohn von David zu dem Fisch-Teich, um für unser Mittagessen zu sorgen. Für mich war es sehr interessant, weil ich zuvor noch nie live beim Angeln dabei war, und der Sohn von David nur mit einem Faden und einem Hacken geangelt hat. Nach ca. 30 min hatte Charip schon 5 Fische gefangen. Jule und ich gingen dann zurück zum Haus, um uns dort eine kleine Pause zu gönnen. Pünktlich zum Mittagessen wurden wir dann geweckt. Wir bekamen jeder einen Fisch, den Charip am Vormittag geangelt hat, das "Herz" einer Palme, das einfach sozusagen essbares "Holz" ist und dazu Papaya. Die Fische waren in ein spezielles Blatt einer Pflanze eingepackt und wurden in diesem Blatt im Feuer zubereitet.

Nach einer kleinen Verdauungspause gingen wir in die Gemeinde, um dort die Umgebung ein bisschen kennenzulernen, Jule blieb jedoch im Haus, da sie sich nicht so gut fühlte. David führte uns zu einer Schule, bei deren Erweiterung er mithilft und erklärte uns, dass diese Schule zwar einen Computerraum habe, in dem es jedoch keine Computer gebe, weil hierzu das Geld fehlt. In der Nähe der Schule gibt es einen Aussichtpunkt, von dem aus man einen unglaublichen Ausblick über den Fluss, der durch das Dorf fließt, bekommt. Auf dem Weg zurück, kreuzte eine Ameisenstraße unseren Weg. Die Ameisen waren gerade damit beschäftigt, Blätter von einer Pflanze zu entfernen und zu dem Bau ihrer Königin zu befördern. David erklärte uns, dass die Ameisenkönigin diese Blätter als Nahrung nutzt, sie jedoch nach einer gewissen Zeit von ihren Untertanen selbst als Nahrung benutzt wird, warum habe ich nicht genau verstanden. Am Abend führte David bei Jule eine "Reinigungs-Zeremonie" durch, weil sie vom Regenwald nicht angenommen sei und ihr deshalb schlecht sei. Die Zeremonie hat bei Jule bewirkt, dass sie sich übergeben musste, aber jetzt sei sie vom Regenwald angenommen, so David. Sie solle sich aber am nächsten Morgen, gleich wenn sie aufsteht im Fluss baden gehen, um vollständig akzeptiert zu sein. So machte sie es dann auch und auch der Rest von uns ging sich im Fluss baden. Dazu liefen wir am Nachmittag mit Davids Sohn zu einem großen Flussbecken, in dem es unter anderem auch Krebse gab. Auf dem Rückweg hat uns dann ein heftiger Regenschauer erwischt. Nachdem wir uns im Haus angekommen getrocknet und ausgeruht haben, gab es am Abend im Dorf eine Party. Jule und ich blieben nicht lang, weil wir mit David ausgemacht haben am nächsten Morgen um 4 Uhr Guayusa zu trinken. Das ist eine Art Tee der Ureinwohner, der Krebs vorbeugen soll, die Zähne erhalten soll und den Körper von Parasiten reinigen soll. David erzählte uns, er trinke das jeden Morgen um 4 Uhr und so weckte er uns dann um 4.30 Uhr mit einem bestimmten Weckruf. Die "Zeremonie" funktioniert folgendermaßen, man muss so viel von dem Tee trinken, bis der Magen voll ist, danach trinkt man einen Schluck kaltes Wasser, der soll dafür sorgen, dass ein Würgereiz entsteht, der die Parasiten aus dem Körper fördert. Nachdem man den Tee und das Wasser also getrunken hat, verlassen die Parasiten innerhalb der nächsten halben Stunde den Körper. Die Parasiten verlassen den Körper entweder durch Urin bzw. Kot oder eben durch Erbrochenes. Nach diesem aufregenden Start in den Tag ließen wir den Rest des Tages dann noch im Kreise von Davids Familie ausklingen und fuhren dann abends mit dem Bus zurück nach Guayaquil.

 

mein erstes erdbeben

Hallo und herzlich Willkommen zurück auf meinem Blog. Heute möchte ich euch gerne über mein erstes Erdbeben, das ich live miterlebt habe, berichten.

Es war Sonntag der 21.10.2018 am Nachmittag, ich habe gerade mit meinem Freund per Video gechattet, so wie davor schon mit meinem Bruder. Jule und ich waren gerade alleine im Haus, weil Henry gerade 4 Wochen in den USA ist, um dort zu arbeiten, Marcel in Cuenca war und Jordí sein Wochenende in Quito verbrachte.

Mein Freund und ich waren also gerade in ein Gespräch vertieft, ich saß auf meinem Bett, als plötzlich mein Bett angefangen hat zu wackeln. Mein erster Gedanke war: "Wer wackelt denn da an meinem Bett?" Das hat sich ganz komisch angefühlt, weil ich gespürt habe, dass mein Bett nicht wackelt, weil ich mich gerade bewege, sondern, dass das Wackeln durch Fremdeinwirkung verursacht wird. Als es plötzlich immer stärker wurde und ich dann auch eine Vibration vom Boden ausgehend gespürt habe, habe ich bemerkt, dass es ein Erdbeben sein muss. Ich habe schnell mein Handy vom Ladekabel abgemacht, meinem Freund gesagt, dass ich jetzt schnell raus muss, weil es hier gerade ein Erdbeben gibt, und bin Richtung Tür gelaufen. In dem Moment, indem ich aus meinem Bett aufgestanden bin, hat es sogar so ausgesehen, als schwenken die Wände hin und her. Kurz vor der Haustür kam Jule mir auch schon entgegen und meinte zu mir wir müssen schnell raus. Wir standen dann noch eine Weile draußen, so wie all unsere Nachbarn auch. Da Jule und ich keine Experten in Sachen Verhalten bei Erdbeben sind und uns bei unserem Vorbereitungsseminar bezüglich Erdbeben gesagt wurde, dass wir im Falle eines Falles an einen Ort gehen sollen, an dem nichts auf unsere Köpfe fallen kann, im besten fall also draußen, war das auch mein erster Gedanke "schnell raus". Wir orientierten uns an unseren Nachbarn, so wie es uns auf unserem Vorbereitungsseminar in Deutschland geraten wurde, und als diese wieder in ihre Häuser zurück gegangen sind, haben wir das auch gemacht. Einige Minuten nachdem das Beben schon vorbei war, war ich immer noch voller Adrenalin und hatte zitterige Hände. Später am Abend, habe ich dann nach dem Erdbeben gegoogelt und herausgefunden, dass wir, also Guayaquil, 13km vom Epizentrum entfernt waren. Die Stärke betrug 5,1. Viele meiner Freundinnen bzw. meiner Familie haben mich gefragt ob das stark sei, da ich mich aber noch nie so sehr mit Erdbeben beschäftigt habe, konnte ich dazu überhaupt nichts sagen. Für mich persönlich hat es sich nicht so stark angefühlt, deshalb habe ich immer gesagt: "Ich kann es nicht wirklich einschätzen, aber ich glaube es war nicht so stark." Eine Freundin von mir hat das dann mal gegoogelt und dabei kam raus, dass es sich dabei um ein mittelschweres Beben gehandelt hat. Dass es in Ecuador öfters Erdbeben gibt und es nicht immer glimpflich dabei ausgeht, wie zum Beispiel bei dem schweren Erdbeben im April 2016, mit mehreren hunderten Todesopfern, wusste ich natürlich bevor ich hierher gereist bin, persönlich davon betroffen zu sein und so etwas live mitzuerleben, ist dann doch nochmal eine andere Sache. Dadurch wird einem einfach nochmal deutlich bewusster, wie schutzlos wir der Natur ausgesetzt sind. Ich persönlich war in Deutschland noch nie von einer Naturkatastrophe so betroffen, dass ich Angst hatte, mein Zuhause zu verlieren, so wie die Menschen in Norddeutschland bei den unzähligen Hochwassern oder die Bewohner von Indonesien, die im September gleich dreifach von einer Naturkatastrophe heimgesucht worden sind. Und das Erdbeben vom Sonntag war auch nicht das erste Erdbeben, das sich in Ecuador ereignet hat, seit ich hier bin. Das andere Beben ereignete sich Anfang, bzw. Mitte September das habe ich allerdings nur aus Erzählungen mitbekommen bzw. daran erkannt, dass all unsere Nachbarn auf der Straße standen und telefoniert haben. Zu der Zeit, als sich das Beben ereignete, war in nämlich gerade im Bus, auf dem Heimweg vom Kino.

Ich hoffe der Beitrag hat euch unterhalten und hoffe ihr seid beim nächsten Mal wieder mit dabei. Liebe Grüße 


Baños de Agua santa


Baños de Agua santa ist eine kleine Stadt, die in den Bergen Ecuadors liegt uns ist mit dem Bus ca 5h von Guayaquil entfernt. Wir wurden von unserem WG Mitbewohnern und einer Arbeitskollegin eingeladen über das verlängerte Wochenende vom 10.-12 August mit zu den Baños zu kommen. Am Freitag Morgens um 4 sollten wir abgeholt werden, aber wie ihr euch sicher schon denken könnt war das 4 Uhr morgens auf ecuadorianische Art gemeint, sprich um 6Uhr sind wir losgefahren. Wir wurden von der Schwester unserer Arbeitskollegin mitgenommen, die zu den Baños gefahren ist, um dort ein spirituelles Wochenende zu verbringen. Nur mit einem vollgepackten Wanderrucksack ging es dann also los. Auf der 5h Fahrt kamen wir an Bananenplantagen und kleinen Dörfern vorbei, in denen ab und zu am Straßenrand geschlachtete Schweine hängen, deren Fleisch dort verkauft wird. Die Strecke war nicht, wie ich dachte eine Autobahn, sondern eine kleine Straße durch die Berge. Die Qualität dieser Straße lässt allerdings auch zu wünschen übrig (hier in Guayaquil übrigens auch). Häufig musste fast auf Stillstand abgebremst werden weil die Schlaglöcher so heftig waren. Die Fahrweiße der Leute auf dieser Strecke erinnert an die, der Busfahrer in Guayaquil. Jeder fährt wie er möchte und beendet den Überholvorgang, indem er Sekundenbruchteile vor einem Aufprall mit dem Gegenverkehr, wieder auf seine Spur einschert. Nichts desto trotz ist die Berglandschaft, die einem auf dieser Strecke geboten wird einzigartig und unterscheidet sich sehr von den Bergen in Europa, die ich bisher gesehen habe. Berge in Europa sind eher eckig und kantig und diese Berge sind abgerundet und mit Wäldern bewachsen. Nach 5h angekommen, schauten wir uns nach einem Hotel um, das noch Betten für uns frei hatte. Schlussendlich fiel unsere Wahl auf ein kleines Hostel, das uns 20$ die Nacht gekostet hat. Nicht gerade günstig, da aber Feiertag war und sonst kein Hotel mehr Platz für 5 Personen hatte, mussten wir hier einziehen. Im Großen und Ganzen war das Hostel auch in Ordnung, da es allerdings ein altes Gemäuer war, in dem die Luft etwas feucht war, wurden die Handtücher vom duschen leider nicht trocken. Nachdem wir uns etwas ausgeruht haben sind wir losgegangen, um einen Park auf einem Berg zu besuchen, von dem aus ein Vulkan zu sehen war. Der Eintritt war 1$, dafür musste man dann aber im Park, um zum Beispiel auf einer Schaukel quasi über das Tal zu schaukeln, nichts mehr bezahlen. Während der fahrt auf den Berg konnten wir immer wieder kleine Wasserfälle aus dem Berg entspringen sehen. Dadurch, dass wir mit einer Arbeitskollegin gereist sind, die sich in den Baños ziemlich gut auskennt, wusste sie, was man auf jeden Fall dort gesehen haben muss und so sind wir dann abends erst etwas essen gegangen und danach auf die "Partymeile", um ein bisschen zu feiern. In der ersten Bar haben Jule und ich Micheladas getrunken. das ist Bier mit Chili und Salz und soll hier in Ecuador sehr oft getrunken werden. Mir persönlich hat es nicht geschmeckt und deshalb habe ich mit Karla, einer Mitreisenden getauscht, die einen Mojito hatte. Als zweites und letztes waren wir in einer Diskothek, in der ich mit einem jungen Mann Salsa tanzen gelernt habe, oder es zumindest versucht habe. Am nächsten Morgen, als wir auf der Suche nach Frühstück waren haben wir festgestellt, dass es hier total normal ist Reis mit Fleisch zum Frühstück zu essen, aber wir haben uns dann doch lieber für ein Spiegelei mit einem Brötchen, Kaffee und Saft entschieden.

Für den Nachmittag haben wir eine Rafting-Tour gebucht und bis diese losging, sind wir zu Wasserfällen auf einem Pfad durch den Wald "abgestiegen". Es war unglaublich schön und vor allem, im Gegensatz zu Guayaquil sehr grün und friedlich. Unten angekommen hatten wir einen unglaublichen Blick auf einen Wasserfall und ir konnten sogar fast bis zu der Stelle an den Wasserfall rangehen, an dem das Wasser auf dem Boden aufkommt. Nachdem wir einige Erinnerungsfotos gemacht haben, haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht. Dieser gestaltete sich dann aber eher weniger spaßig, als der Abstieg. Alles in allem haben Auf- und Abstieg jeweils ca. eine Stunde gedauert. Wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist, waren die Temperaturen eher im unteren Bereich(10-15 Grad), ist ja auch logisch, da Baños in den Bergen liegt. Der Aufstieg war allerdings so anstrengend, dass die Jacke irgendwann überflüssig wurde. Nach einer kleinen Verschnaufpause sind wir dann wieder zurück in die Stadt gefahren, um uns dort für unser Rafting-Abenteuer fertig zu machen. Ich hatte davor nicht richtig verstanden, was wir da gebucht haben und war schon ganz gespannt, was jetzt auf uns zukommen wird. Als wir in dem Shop, in dem wir die Tour gebucht haben ankamen, mussten wir Neoprenanzüge, eine Helm und spezielle Schuhe fürs Wasser anziehen. Dann wurden wir von einem Auto abgeholt und zum Wasserfall gefahren. Vor Ort bekamen wir noch eine kurze Einweisung und sind dann OHNE Sicherung losgegangen und auf einen Felsen geklettert, über den auch der Wasserfall fliest. Oben angekommen wurde uns kurz erklärt, was jetzt gleich passieren wird und wie wir uns zu verhalten haben. Jetzt wurde Person für Person am Felsen gesichert und musste sich langsam, rückwärts vom Felsen abseilen und auf das Kommando unseres Guides weit vom Felsen wegspringen, so dass wir nicht in die Strömung des Wasserfalls geraten können. Der freie Fall betrug etwa einen Meter, bis wir dann in dem Flussbecken landeten. Es hat bei allen ganz gut geklappt, nur bei mir leider nicht... Ich bin nicht weit genug vom Felsen abgesprungen und bin dadurch in den Wasserfall geraten. Irgendwie habe ich es gerade noch rechtzeitig geschafft wieder aufzutauchen und wurde von den Beiden, die schon vor mir gut unten angekommen sind, aus dem Wasser gezogen. Nach diesem Vorfall hatte ich eigentlich keine Lust mehr weiterzumachen und wusste, da ich es ja anfangs nicht richtig verstanden habe, nicht dass es noch weitergeht. Der zweite Teil dieser Tour war eine Art natürliche Steinrutsche, so hat es jedenfalls unser Guide genannt. Wir wurden also immer zu zweit an dem Seil gesichert und mussten dann auf das Zeichen des Guides unsere Arme vor der Brust verschränkt und wurden dann abgeseilt. An dieser Stelle gab eine aus unserer sieben köpfigen Gruppe schon auf. Das sollte jedoch noch nicht das Ende sein. Der dritte und letzte Teil dieser Tour war eine Art Bungejumpen vom Wasserfall. Ich hatte auch hier keine Ahnung wie genau das jetzt ablaufen wird. Auch hier gaben wieder zwei aus unserer Gruppe auf. Man muss sich vorstellen, man sitzt in diesem Fluss, der nur so nebenbei gesagt nicht die Temperaturen eines Thermalbades hatten und die geringe Außentemperatur trug auch nicht unbedingt dazu bei, dass es mir wärmer wurde und dann wollen die zwei Personen, die schon vor dir gesichert sind und kurz davor sind zu springen wieder zurück. Das hieß für mich, dass ich nochmal ganz zurück musste, damit die beiden an Land können.. Jedenfalls war der letzte Teil der absolute Höhepunkt des gesamten Ausfluges. Wir mussten neben dem Wasserfall auf einen Absatz stehen, der Guide hat noch schnell ein Foto von uns gemacht und dann wurden wir ohne eine Vorwarnung von ihm losgelassen und hatten einen freien Fall von etwa 7 Metern. Nach diesem freien Fall wurden wir langsam abgeseilt und waren so schon eine ziemlich beeindruckende Attraktion für die ganzen Touristen, die am Flussbett des Wasserfalls standen und Fotos gemacht haben. Als sich unsere Gruppe wieder an einer kleinen Hütte zusammengefunden hat, durften wir wieder unsere normalen Klamotten anziehen, die wir vorher in einem kleinen, wasserdichten Sack mitgenommen haben. Zum krönenden Abschluss bekamen wir noch etwas warmes zu trinken und wurden dann zurück in die Stadt gebracht. Nach diesem anstrengenden Tag gingen wir abends nur noch eine Kleinigkeit essen und von dort direkt ins Hostel, um uns dort auszuschlafen. Am nächsten Morgen gab es nur noch ein kleines Frühstück für 1,50$ und dann haben wir uns auch schon wieder auf den Heimweg gemacht. 

Ich hoffe euch hat dieser kleine Bericht über meine erste Reise in Ecuador gefallen. Liebe Grüße eure Larissa.


nach fast 2 wochen ohne strom

Hallo ihr Lieben, nach 3 Wochen ohne einen Beitrag melde ich mich mit vielen Neuigkeiten jetzt wieder. Der Auslöser für die lange Funkstille war, dass uns der Strom abgestellt wurde und das für ganze zwei Wochen. Dass wir einen Tag mal keinen Strom hatten, kam schon mal vor, aber eine so lange Zeit war sogar für unsere Mitbewohner neu, die zum Teil schon ein Jahr oder länger hier sind. Es hatte aber natürlich auch einen Grund, warum wir so lange auf Strom warten mussten. Bei dem ersten Stromausfall, der nur zwei Tage andauerte war das Problem, dass die Partnerorganisation, also Hogar de Cristo, vergessen hat den Strom zu bezahlen, nachdem die Rechnung beglichen war, war der Strom aber auch sofort wieder da. Nur beim zweiten Mal herrschte zunächst etwas Verwirrung. Am Anfang dachten alle Hogar de Cristo hätte die Rechnung wieder nicht bezahlt , dann hieß es unser Stromzähler sei kaputt und wir müssen auf einen neuen warten, das ende vom Lied war, dass wir mit unserem Haus nicht im Register eingetragen sind, das heißt wir haben eigentlich keinen Anspruch auf Strom. Des weiteren hat die Stromfirma versucht mit uns Korruption zu betreiben, indem sie materielle Forderungen gegen den Strom tauschen wollten. Durch den Stromausfall konnte ich erst einmal zu schätzen lernen, was es für ein Privileg ist in Europa zu leben. In Europa müssen wir uns um nichts sorgen, wenn es dort einmal einen Stromausfall gibt, dauert der nicht länger als 3 Stunden. Durch das Leben hier in einer WG habe ich jetzt nach einem Monat schon zu schätzen gelernt, dass sich bei mir zuhause meine Mutter um alles kümmert. Und durch den ganzen Müll und Dreck habe ich begriffen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich all die "Luxusgüter" zuhause habe. Zum Beispiel bin ich sehr dankbar, dass ich in Deutschland lebe, wo es hervorragende Bildung, ein tolles Gesundheitssystem und ein Gesetz für alles gibt. Ich habe sogar zu schätzen gelernt, dass ich ein Haus habe, in dem keine Tiere aus der Decke kommen oder Ungeziefer herumrennen. Ich denke nach meinem Jahr hier in Ecuador werde ich nochmal ganz anders über all den Luxus in Europa denken und es noch viel mehr zu schätzen wissen.

Aber jetzt wieder zurück zum ursprünglichen Thema, natürlich sind auch während dem Stromausfall und auch schon davor viele positive Sachen passiert. Zum Beispiel haben wir ein verlängertes Wochenende für eine Reise genutzt, aber dazu im nächsten Beitrag mehr. Außerdem steht jetzt endgültig fest, in welchem Bereich ich arbeiten werde und zu guter Letzt sind noch zwei weitere deutsche Freiwillige hier in Guayaquil angekommen. Fangen wir zunächst mal mit einem Update zu meiner Arbeit an.

Hier in Hogar de Cristo ist es so, dass alle Freiwilligen in dem ersten Monat ihres FSJ sich alle Bereiche, die sie interessieren anschauen und ein paar Tage dort verbringen. Es gibt unter anderem die Bereiche Pastoral, das ist eine Gemeinschaft, die sich um die kirchlichen Aspekte von Hogar de Cristo kümmert. Das heißt sie bereiten Gottesdienste vor oder auch andere Aktivitäten, die mit dem Glauben zutun haben. Eine andere Tätigkeit des Pastorals ist, dass die Mitarbeiter in das Armenviertel Monte Sinaí gehen, um dort Familien und auch Kranke Menschen zu besuchen oder um Workshops für Frauen zu gestalten. 

Die Freiwilligen haben zudem die Möglichkeit in der Banco de los Materiales zu arbeiten. Das ist eine Art Werkstatt, in der Möbel gebaut werden, Autos repariert, Bauteile für Häuser hergestellt und Fliesen zurechtgeschnitten und verkauft werden. In den Aulas de Conocimiento können die Freiwilligen den Kindern formatieren und den Frauen den Umgang mit Computern beibringen. Die zwei Möglichkeiten mit dem größten sozialen Aspekt sind das Frauenhaus und das temporäre "Flüchtlingsheim" für Flüchtende aus Venezuela aber auch aus Kolumbien(Un techo para el camino = ein Dach für den Weg). Die Tätigkeiten  sind sehr ähnlich, sich um die Leute kümmern, mit ihnen sprechen und die Kinder unterhalten. Nach einem Monat mussten wir uns für maximal zwei Dinge entscheiden, bei mir fiel die Entscheidung auf das Frauenhaus und Pastoral. 

Die letzte Neuigkeit sind die zwei Deutschen, die zwei Wochen nach Jule und mir hier angekommen sind. Die beiden heißen Jan und Maike, sind aus Essen und Münster uns sind je in einer Gastfamilie untergebracht. Sie arbeiten auch in der Einrichtung von Hogar de Cristo. Dieses Wochenende werde ich mit zwei Bewohnern unserer WG mit der Gastfamilie von Jan nach Riobamba reisen und Jule wird mit der Gastschwester von Maike, einer Freundin der Gastschwester und Maike zu Wasserfällen schwimmen gehen. Die Leute hier sind allgemein ziemlich offen und man wird schnell zu Ausflügen oder Feierlichkeiten eingeladen. Dadurch haben wir auch die Möglichkeit schnell Anschluss zu finden. Es ist hier in jeder Hinsicht anders als in Europa und speziell als in Deutschland. Liebe Grüße eure Larissa.

Un techo para el camino - 5 nationen auf einem Bild vereint (von links: spanisch, venezuelanisch, ecuadorianisch, amerikanisch, deutsch)
Un techo para el camino - 5 nationen auf einem Bild vereint (von links: spanisch, venezuelanisch, ecuadorianisch, amerikanisch, deutsch)

Woche 1: erste eindrücke

Hallo ihr Lieben, jetzt bin ich bereits eine Woche hier in Guayaquil und habe schon viele neue Eindrücke gewinnen können. Also nur damit ihr euch orientieren könnt und Bescheid wisst, Jule und ich wohnen mit zwei Spaniern und einem Amerikaner in einer WG. Unsere WG befindet sich am Rand vom Armenviertel und eine Querstraße zu unserem Haus soll sehr gefährlich sein... Für mich als Europäerin, die in einem kleinen 180 Seelendorf in Deutschland lebt, war es schon ein kleiner Schock hier anzukommen, mit den vielen Menschen, dem Lärm und auch mit dem Müll.

Jetzt nach einer Woche habe ich mich schon ein bisschen eingewöhnt und bin nicht mehr ganz so schockiert. Am Samstag letzte Woche, also dem ersten Tag hier sind wir mit Carmen, Edgar und Jordí an den Strand gefahren. Da durften wir gleich mal am eigenen Leib erfahren, dass wenn ein Treffen um 9 Uhr ausgemacht ist, keiner um 9 da ist sondern 20 Minuten bis 2 Stunden später. Edgar und Carmen waren nur 20 Minuten zu spät. Auf dem Weg zum Strand, haben wir einen "Bollo" gekauft. Das sind grüne Bananen zusammengestampft mit Käse zu einem Bollen. Es war sehr gut, aber für mich ist es noch etwas gewöhnungsbedürftig, dass es hier Bananen in allen Varianten gibt. Gegrillte Bananen, Bananenchips, eine Art Schnitzel aus Bananen, Banane mit einer Kruste und "Chiquitas" (kleine Bananen) und wahrscheinlich noch viel mehr, was ich noch nicht gesehen und gegessen habe. Etwas befremdlich war auch, dass hier Schweine frei auf der Straße rumlaufen und natürlich hunderte Katzen und Hunde. Bei der fahrt zum Strand hat man auch ein bisschen von der Stadt gesehen und hauptsächlich gibt es hier Häuser, die nur aus Steinmauern bestehen und ein Wellblech als Dach haben(siehe Bild unten links). Die Leute sind hier so arm, dass sie sich keine "bessere" bleibe zulegen können. Die Leute sind zwar hier sehr arm, aber dafür sind sie sehr, sehr nett, wie ich am Montag bei Hogar de Cristo gemerkt habe. Hier in Ecuador wird man immer mit "Hola ¿Como estás?" und einem Küsschen auf die Wange begrüßt. Am zweiten Abend hier, waren wir zu Noemi und Thomas, zwei französische Freiwillige, eingeladen um die beiden und zwei spanische Freiwillige, die nur einen Monat hier waren, kennenzulernen. Das Nachbarskind von den beiden Franzosen hatte ihren 13. Geburtstag und so haben wir ein bisschen mitgefeiert. Das Mädchen bekam ein Geburtstagsständchen auf 5 Sprachen: Spanisch, Baskisch, Catalán, Französisch und Deutsch. Unsere WG Mitbewohner Marcel und Jordí kümmern sich immer ganz lieb um uns und nehmen uns mit. wenn sie sich mit Freunden treffen oder was essen gehen. Wie zum Beispiel am Mittwoch haben sie uns Zu einem Treffen mit Freunden mitgenommen, bei dem wir "Humitas" ein typisches Essen von hier probiert haben. Humitas sind Maiskolben zermantscht etwas gewürzt und in die Blätter vom Maiskolben gewickelt und in der Mitte befindet sich Käse. Am Donnerstag haben wir das erste mal beim "futból del jueves" mitgespielt, das jeden Donnerstag bei Noemi und Thomas stattfindet. Das beinhaltet einfach, dass wir mit den Kindern gemeinsam Fußball gespielt haben. Hier in Guayaquil gibt es eine sehr vernetzte und ausgedehnte Infrastruktur, also die Busse fahren auf so gut wie allen Straßen und kosten nur 0,30$ (und es ist egal wie weit man fährt) also im Vergleich zu Deutschland sehr billig, so wie das Essen und Trinken auch. Aber die Art, wie die Busse fahren ist für Europäer auch sehr fremd... Es gibt keine festen Haltestellen, sondern die Busse halten an jeder Abbiegung an, oder du winkst, wenn du mitgenommen werden willst. Und von Verkehrsregeln kann hier schon mal gar nicht die Rede sein, alles in allem kann man sagen, das hier jeder fährt wie er will. 

 

So, das waren meine ersten Eindrücke von Ecuador. Ich werde es jetzt immer so machen, dass ich jeden Freitag oder eben am Wochenende einen Eintrag poste oder auch wenn ich irgendwelche Ausflüge mache. Liebe Grüße Larissa.