nach fast 2 wochen ohne strom

Hallo ihr Lieben, nach 3 Wochen ohne einen Beitrag melde ich mich mit vielen Neuigkeiten jetzt wieder. Der Auslöser für die lange Funkstille war, dass uns der Strom abgestellt wurde und das für ganze zwei Wochen. Dass wir einen Tag mal keinen Strom hatten, kam schon mal vor, aber eine so lange Zeit war sogar für unsere Mitbewohner neu, die zum Teil schon ein Jahr oder länger hier sind. Es hatte aber natürlich auch einen Grund, warum wir so lange auf Strom warten mussten. Bei dem ersten Stromausfall, der nur zwei Tage andauerte war das Problem, dass die Partnerorganisation, also Hogar de Cristo, vergessen hat den Strom zu bezahlen, nachdem die Rechnung beglichen war, war der Strom aber auch sofort wieder da. Nur beim zweiten Mal herrschte zunächst etwas Verwirrung. Am Anfang dachten alle Hogar de Cristo hätte die Rechnung wieder nicht bezahlt , dann hieß es unser Stromzähler sei kaputt und wir müssen auf einen neuen warten, das ende vom Lied war, dass wir mit unserem Haus nicht im Register eingetragen sind, das heißt wir haben eigentlich keinen Anspruch auf Strom. Des weiteren hat die Stromfirma versucht mit uns Korruption zu betreiben, indem sie materielle Forderungen gegen den Strom tauschen wollten. Durch den Stromausfall konnte ich erst einmal zu schätzen lernen, was es für ein Privileg ist in Europa zu leben. In Europa müssen wir uns um nichts sorgen, wenn es dort einmal einen Stromausfall gibt, dauert der nicht länger als 3 Stunden. Durch das Leben hier in einer WG habe ich jetzt nach einem Monat schon zu schätzen gelernt, dass sich bei mir zuhause meine Mutter um alles kümmert. Und durch den ganzen Müll und Dreck habe ich begriffen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich all die "Luxusgüter" zuhause habe. Zum Beispiel bin ich sehr dankbar, dass ich in Deutschland lebe, wo es hervorragende Bildung, ein tolles Gesundheitssystem und ein Gesetz für alles gibt. Ich habe sogar zu schätzen gelernt, dass ich ein Haus habe, in dem keine Tiere aus der Decke kommen oder Ungeziefer herumrennen. Ich denke nach meinem Jahr hier in Ecuador werde ich nochmal ganz anders über all den Luxus in Europa denken und es noch viel mehr zu schätzen wissen.

Aber jetzt wieder zurück zum ursprünglichen Thema, natürlich sind auch während dem Stromausfall und auch schon davor viele positive Sachen passiert. Zum Beispiel haben wir ein verlängertes Wochenende für eine Reise genutzt, aber dazu im nächsten Beitrag mehr. Außerdem steht jetzt endgültig fest, in welchem Bereich ich arbeiten werde und zu guter Letzt sind noch zwei weitere deutsche Freiwillige hier in Guayaquil angekommen. Fangen wir zunächst mal mit einem Update zu meiner Arbeit an.

Hier in Hogar de Cristo ist es so, dass alle Freiwilligen in dem ersten Monat ihres FSJ sich alle Bereiche, die sie interessieren anschauen und ein paar Tage dort verbringen. Es gibt unter anderem die Bereiche Pastoral, das ist eine Gemeinschaft, die sich um die kirchlichen Aspekte von Hogar de Cristo kümmert. Das heißt sie bereiten Gottesdienste vor oder auch andere Aktivitäten, die mit dem Glauben zutun haben. Eine andere Tätigkeit des Pastorals ist, dass die Mitarbeiter in das Armenviertel Monte Sinaí gehen, um dort Familien und auch Kranke Menschen zu besuchen oder um Workshops für Frauen zu gestalten. 

Die Freiwilligen haben zudem die Möglichkeit in der Banco de los Materiales zu arbeiten. Das ist eine Art Werkstatt, in der Möbel gebaut werden, Autos repariert, Bauteile für Häuser hergestellt und Fliesen zurechtgeschnitten und verkauft werden. In den Aulas de Conocimiento können die Freiwilligen den Kindern formatieren und den Frauen den Umgang mit Computern beibringen. Die zwei Möglichkeiten mit dem größten sozialen Aspekt sind das Frauenhaus und das temporäre "Flüchtlingsheim" für Flüchtende aus Venezuela aber auch aus Kolumbien(Un techo para el camino = ein Dach für den Weg). Die Tätigkeiten  sind sehr ähnlich, sich um die Leute kümmern, mit ihnen sprechen und die Kinder unterhalten. Nach einem Monat mussten wir uns für maximal zwei Dinge entscheiden, bei mir fiel die Entscheidung auf das Frauenhaus und Pastoral. 

Die letzte Neuigkeit sind die zwei Deutschen, die zwei Wochen nach Jule und mir hier angekommen sind. Die beiden heißen Jan und Maike, sind aus Essen und Münster uns sind je in einer Gastfamilie untergebracht. Sie arbeiten auch in der Einrichtung von Hogar de Cristo. Dieses Wochenende werde ich mit zwei Bewohnern unserer WG mit der Gastfamilie von Jan nach Riobamba reisen und Jule wird mit der Gastschwester von Maike, einer Freundin der Gastschwester und Maike zu Wasserfällen schwimmen gehen. Die Leute hier sind allgemein ziemlich offen und man wird schnell zu Ausflügen oder Feierlichkeiten eingeladen. Dadurch haben wir auch die Möglichkeit schnell Anschluss zu finden. Es ist hier in jeder Hinsicht anders als in Europa und speziell als in Deutschland. Liebe Grüße eure Larissa.

Un techo para el camino - 5 nationen auf einem Bild vereint (von links: spanisch, venezuelanisch, ecuadorianisch, amerikanisch, deutsch)
Un techo para el camino - 5 nationen auf einem Bild vereint (von links: spanisch, venezuelanisch, ecuadorianisch, amerikanisch, deutsch)